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Als man noch mit der Dampfmaschine Wasser schöpfte (Teil 2)

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Hier lesen Sie den zweiten Teil:

Kurze Beschreibung der Gemeinde Wackersdorf aus dem Jahre 1845 (leicht gekürzte Fassung)

Es liegt vom Eingange unterm Giebel zwei Stufen tief in der Erde. Der Innenraum weist drei Altäre auf. Der Choraltar ist schön gebaut und hat sechs Tragsäulen: Auf dem Altarblatt befindet sich das Bildnis des hl. Erzmartyrers Stephanus. Rechts am Tabernakel die Figur St. Isidor, links St. Wendelin, beide in Holz geschnitzt. Auf dem Bogendurchgang steht rechts die Figur des hl. Apostels Paulus, links Petrus, ebenfalls aus Holz. Darüber sitzen zwei größere Engel mit den Symbolen Glaube, Hoffnung und Liebe. Ganz oben findet sich der Erlöser, auch in Holz gehauen. Das Altarblatt des rechten Seitenaltars zeigt den hl. Florian, des linken Seitenaltars Sebastian und Fabian. Beide Altäre, ebenso die vierzehn Kreuzwegstationen und auch die Kanzel mit den vier Evangelisten sind unbedeutend. Im Schiff der Kirche findet sich an der rechten Seitenwand ein Ölgemälde „Die Abnahme Jesu vom Kreuz“. Auf dem Musikchor steht ein schlechtes Positivchen (Orgerl), mehr zur Zerstreuung im Gebete als zur Aufmunterung in der Andacht. Die Kirche ist ausgestattet mit einer Monstranz von geringem Wert, mit einem Ciborium und einem Kelch. Pluvial, Meßgewänder und andere Wäsche sind unbedeutend.

Der viereckige farblose Kirchtum ist mit Holzschindeln gedeckt. Er enthält drei Glocken. Die größte wiegt acht Zentner, die mittlere 3 ¼ Zentner und die kleine 115 Pfund. Dieses gute und harmonische Geläut wurde 1782 von Thomas Bändl in Amberg gegossen und von Guttätern, den Bauern Augustin Windisch und Johann Michel Westiner, beide aus dem Dörfchen Oder, gestiftet. Im Jahr 1796 ließ Pfarrer Wolfgang Wolf als Guttäter auf dem Kirchtum eine Viertel- und Stundenuhr aufrichten.

Im Jahre 1813 wurde bei dem Schul- und Meßnerhause eine bedeutende Reparatur und Erweiterung vorgenommen. Dabei wurde der an das Schulhaus angebaute Stadel entfernt. Auf Drängen des damaligen Pfarrers Georg Schmuderer wurde aus den Schulgemeindeteilen Bauholz hergenommen und für den Schullehrer ein eigener abgesonderter Stadel erbaut. Die übrigen Materialien und die Löhne der Werkleute wurden durch Gemeindeumlage bestritten. Der Stadel ist in der Schätzung mit 150 fl aufgenommen. Der hier bestehende Schulfonds hat Steuern und Brandassekuranz für diesen zu entrichten. Dieser Stadel ist dem Schullehrer nicht übergeben worden, er steht unbenutzt da, ist versperrt, zum Teil schadhaft; man scheut die Reparaturkosten und fügt dem Lehrer Schaden zu.

Zu den Ortsteilen:

Brückelsdorf

Brückelsdorf

Das Dorf liegt eine halbe Viertelstunde auf einer Anhöhe von Wackersdorf gegen Norden und hat den Namen von dem ehemaligen Einödhof Brücklhof, den man nur über eine Brücke erreichen konnte. Im Ort befinden sich gegenwärtig 11 Hausfamilien. Obwohl die Siedlung auf einer Anhöhe liegt, ist reichlich gutes Quellwasser vorhanden.

Grafenricht

Grafenried

Von Wackersdorf eine leichte halbe Stunde entfernt, auf einem Berg gelegen, zählt der Ort 16 Hausfamilien. Merkwürdig ist, daß es an gutem Quellwasser zu keiner Zeit gebricht.

Heselbach

Heselbach

Eine leichte halbe Stunde gegen Ostsüd von Wackersdorf gelegen und durchaus ebenen Wegs. Der Ort zählt 11 Hausfamilien. Nahe am Ort fließt ein kleines Bächlein, und man schließt, da vom Ursprung des Ortes nichts auszumachen ist, daß der Ortsname von dem durchziehenden Bächlein herrühren mag.

Oder

Aufgeteilt in Ober-, Mittel- und Unter-Oder, eine starke halbe Stunde gegen Süden von Wackersdorf ebenen Landes gelegen, zählt 12 Hausfamilien mit einer Bierschenke. Da sich schon in früheren Zeiten wie noch gegenwärtig viele Nattern (in der Landessprache: Odern) sehen lassen, so schließt man, daß der Ortsname daher rühre.

Oberweyerhaus

Eine Viertelstunde gegen Süden von Oder entlegen, ist ein Einödbauernhof, gelegen nahe an dem sogenannten Erlweyher, welch beide vor 50 Jahren churfürstliches Eigentum waren, nun aber an gegenwärtigen Besitzer als Eigentümer verkauft sind.

Kronstetten

Das Dörfchen Kronstetten liegt auf einer anmutigen Anhöhe gegen Westen von Wackersdorf und zählt 11 Hausfamilien. Über die Entstehung und den Namen des Ortes finden sich keine Urkunden vor. Man schließt, weil man von dieser Anhöhe aus alle dahin gehörigen Ortschaften übersehen kann, so mag diese Stätte den Namen Kron erhalten haben. Hier finden sich unter den 11 Familien zwei Leinenweber, ein Schmied, ein Bierwirt.

Die Filialkirche Kronstetten bestand laut Extrakt schon im Jahre 1561. Von der Erbauung derselben liegen keine Urkunden vor. Die seit 1668 vorliegenden Kirchenrechnungen weisen nach, daß diese Kirche zu Ehren des hl. Johannes des Täufers und des Evangelisten Johann eingeweiht worden ist. Bei der Vergrößerung der Kirche wurde jener Altar in die Sakristei versetzt, und seit dem Jahre 1692 wird auf dem neuen größeren Choraltar Maria-Hilf von Altötting als Kirchenpatronin verehrt. Diese schön gebaute Kirche steht auf einem etwas erhöhten Platze. Von der Südseite führt der Eingang in die Kirche durch ein gewölbtes Vorgebäude, in welchem ein großer Grabstein mit einer abgeschliffenen, also unlesbaren Inschrift liegt. Im Innern der Kirche finden sich vier Altäre. Im Altarblatt des Choraltares ist Maria-Hilf in der Kleidung von Altötting dargestellt. Über dem Durchgang stehen holzgeschnitzte Figuren, rechts Johann der Täufer, links Johann der Evangelist. Die beiden Seitenaltäre sind unbedeutend. Das Altarblatt des rechten Seitenaltars weist die vierzehn Nothelfer auf, des linken Seitenaltars Christus am Stocke. Linksseits ist eine Kapelle angebaut. Das Altarblatt zeigt die sieben Zufluchten Gottes: die hl. Dreifaltigkeit, Christus am Kreuz, das allerheiligste Altarssakrament, die heiligen Engel Gottes, die seligste Jungfrau Maria, die Heiligen Gottes und die Armen Seelen im Fegfeuer. Von der Sakristei aus führen Stufen zu Kanzel, welche, schön aus Holz gehauen, mit den vier Evangelisten bestellt ist. Die vierzehn Kreuzwegstationen sind unbedeutend. Auf dem Musikchor findet sich ein sehr kleines Positiv (Orgel). Die Kirche besitzt eine unbedeutende Monstranz, die höchstens dreimal im Jahr verwendet wird, ein Ciborium und einen Kelch. Meßgewänder und dergleichen sind unbedeutend.

Im Glockenturm findet sich auch eine Viertel- und Stundenuhr, welche im Jahre 1836 aus den überschüssigen Kirchenmitteln herbeigeschafft worden ist.

Bei der Kirche findet sich bis gegenwärtig noch ein Meßnerhaus, unnötig, das die Kirche ganz allein zu erhalten hat. Vor etwa 40 Jahren wurde darin noch Schule gehalten. Dem Meßner wurde zu seinem Nahrungszweige die Leinenweberei und Krämerei verliehen. Bei der Kirche ist auch ein eigener Begräbnisplatz.

Nattermoos

Dort befand sich ein Bauernhof, gegenwärtig besteht er aus zwei Höfen, sie sind Eigentum der Besitzer. Dieser Bauernhof war früher Eigentum eines Freyherrn, der während eines Besuches seines Gutes da gestorben sein soll. Laut alter Überlieferung (Sage) sei er lutherischer Religion gewesen und liege unter dem großen Stein beim Eingang der Kirche in Kronstetten begraben. Sein Hauptsitz solle in Neukirchen unweit Schwandorf gewesen sein. (Die Kunstdenkmäler V, 94 überliefern seinen Namen durch die Steininschrift: „Hie ligt Bernher der Lay vnd Gisela, sein Haußfrau“. Die Schriftltg.)

Der Name Nattermoos mag herrühren von der moosigen, mit Stauden und Sträuchern bewachsenen Gegend, wo viele Nattern zu sehen waren. Nahe bei Nattermoos befindet sich eine schöne Kapelle mit einem Maria-Hilf-Bild.

Niederhof mit Höflarn

Ein Weiler mit 8 Hausfamilen. Er liegt zwischen Nattermoos und Imstetten in einer Vertiefung westlich von Wackersdorf. Der Ort mag den Namen Niederhof seiner tiefliegenden Lage wegen erhalten haben.

Imstetten

Dieser Ort wird auch Sauforst genannt und war früher nur ein Bauernhof. Heute ist dieser in zwei Höfe geteilt. Der Namen Imstetten mag herrühren von Immen(Bienen), welche alldort früher zahlreich wegen der reichlichen Nahrung gehalten worden sind. Sauforst mag herrühren von dem angrenzenden Wald, in welchem sich früher zahlreiche Wildschweine aufgehalten haben.

Irlach

Ein Weiler mit 10 Hausfamilien, eine starke Viertelstunde gegen Westen von Wackersdorf auf einer Anhöhe gelegen. Der Ort hat weder einen Distrikts- noch einen allgemeinen Weg, und daher mag von verirrenden Wagen der ursprüngliche Name Irrlach hergenommen worden sein.

Alberndorf

Alberndorf

Ein Weiler mit 11 Hausfamilien, auf einer Anhöhe westlich eine Viertelstunde von Wackersdorf gelegen. Durch den Ort führt die Vizinalstraße von Schwandorf nach Wackersdorf und nach dem Markt Bruck. Von da hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Woher der Name Albern- hergeleitet sein mag, läßt sich nicht erklären.

Bemerkung: Da das vorgeschriebene Werkchen „Fronau“, nach dem diese Arbeit geformt werden sollte, hier nicht vorzufinden war, so konnte diese nur nach eigenem Gutdünken angefertigt werden.

Wackersdorf, den 27. Jänner 1845

Kaspar Glas, Schullehrer mp.“

 

 

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